Das Problem des Geldes

Inflation (die Menschen ändern sich nicht)

Eines der größten Probleme jeder Geldform in der Geschichte war die Inflation — die schrittweise Entwertung einer Währung, die ihre Kaufkraft mindert. Obwohl man heute oft im Zusammenhang mit ungedecktem Papiergeld darüber spricht, ist das Phänomen keineswegs neu. Es existierte lange vor modernen Banken und Zentralbanken. Seine Wurzeln reichen tief in die Geschichte, und es trat immer wieder auf, wenn Herrscher oder Politiker der Versuchung erlagen, das Geld zu manipulieren, um Reichtum zu erlangen oder Kriege und Staatsausgaben zu finanzieren.

Während hohe Steuern oder offener Diebstahl sofortigen Widerstand hervorrufen, ist Inflation ein langsamer, weniger sichtbarer Prozess, den die meisten Menschen zunächst kaum wahrnehmen. Wenn jedoch die Preise steigen, Löhne nicht mithalten und Ersparnisse an Wert verlieren, werden die Folgen schmerzhaft offensichtlich.

Geldentwertung nahm viele Formen an — kleinere Münzen, geringerer Edelmetallgehalt oder unkontrolliertes Drucken von Papiergeld. Die Geschichte zeigt ein wiederkehrendes Muster: Geld unter der Kontrolle von Staaten und Herrschern stößt immer wieder auf das Problem der Inflation, weil menschliche Gier sich nicht ändert.

Das Römische Reich — als Gold und Silber ihren Wert verloren

Ein bekanntes Beispiel ist das Römische Reich. Anfangs stützte es sich auf eine vertrauenswürdige Währung — den Denar. Diese Silbermünze enthielt anfangs bis zu etwa 95 % Silber, was ihr realen Wert verlieh und das Vertrauen der Händler im gesamten Reich sicherte — von Britannien bis in den Nahen Osten.

Mit der Ausdehnung Roms stiegen die Ausgaben drastisch: größere Heere, Straßen, städtische Infrastruktur, Thermen, Tempel und andere Projekte. Zugleich gewöhnten sich Kaiser und Aristokratie an immer luxuriösere Lebensstile, die enorme Ressourcen verschlangen.

Die Herrscher standen vor einem Dilemma: Wie beschafft man mehr Geld? Steuererhöhungen riefen Widerstand hervor, also griff man zur „einfacheren Lösung“ — Währungsmanipulation. Da Gold und Silber nicht schnell genug gefördert werden konnten, wurden Münzen mit billigeren Metallen wie Kupfer und Blei gestreckt.

Der Prozess verlief in mehreren Stufen:

  • Schrittweise Senkung des Silbergehalts — unter Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) ca. 95 %, unter Nero (54 – 68 n. Chr.) ~90 %, im 3. Jh. n. Chr. unter 5 %.
  • Verkleinerung von Größe und Gewicht — um Edelmetall zu sparen, prägte man kleinere, leichtere Münzen.
  • Massive Ausweitung der Prägung — bei minimalem Edelmetallgehalt wurden riesige Mengen zur Finanzierung geprägt.

Die Folgen waren verheerend. Die Menschen erkannten den Wertverlust und verlangten mehr Geld für die gleichen Waren. Die Inflation beschleunigte sich, das Vertrauen schwand. Händler lehnten entwertete Münzen ab, viele kehrten zum Tauschhandel zurück. Im 3. Jahrhundert kam es zur Wirtschaftskrise — Handel stockte, Städte verfielen, das Reich geriet ins Chaos. Der Vertrauensverlust war irreversibel und trug zum Untergang Roms bei.

Das Mittelalter — Verdünnung von Gold und Silber in Europa

Nach dem Fall Roms versuchten europäische Königreiche, stabile Systeme mit eigenen Währungen aufzubauen. Man prägte Münzen aus Gold und Silber mit realem Wert und breiter Akzeptanz. Doch wie in Rom führten Gier, Kriege und Machtambitionen zum selben Ergebnis — Währungsentwertung.

Zur Finanzierung von Kriegen, Heeren und prunkvollen Höfen nutzten Herrscher die Abwertung als subtile „Steuer“. Statt offen zu besteuern, veränderten sie Münzzusammensetzung und -größe und verringerten so schrittweise den realen Wert.

Dies geschah vor allem auf drei Arten:

  • Verdünnung der Edelmetalle — Ersetzen von Gold und Silber durch billigere Metalle (Kupfer, Zinn).
  • Verkleinerung der Münzen — kleinere, leichtere Münzen bei gleichem Nennwert.
  • Massenprägung — mehr Münzen im Umlauf senkten die Kaufkraft.

Frankreich — der König, der die Währung 80-mal abwertete

Ein berühmtes Beispiel ist König Philipp IV. von Frankreich (1285–1314), genannt Philipp der Schöne. Ehrgeizig und autoritär, war seine Herrschaft geprägt von Konflikten, Kriegen und finanziellen Problemen. Er suchte ständig neue Wege, die königliche Kasse zu füllen.

Philipp IV. wertete die Währung über achtzigmal ab — er änderte alle paar Monate die Münzwerte und entzog den Menschen so ihre Ersparnisse. Der Prozess war schrittweise und kalkuliert, um Aufstände zu vermeiden; gleichzeitig führten Feldzüge, Auseinandersetzungen mit dem Papsttum und enorme Hofausgaben zu ständigem Finanzdruck.

Zentrale Episoden seiner Herrschaft:

  • Konflikte mit England und Flandern — Kämpfe um reiche Handelsstädte, die sich der französischen Kontrolle widersetzten.
  • Konflikt mit Papst Bonifaz VIII. — Versuche, Kirchengüter zu besteuern, führten zur Exkommunikation; schließlich setzte Philipp einen frankreichfreundlichen Papst in Avignon durch.
  • Zerschlagung des Templerordens — Ketzereivorwürfe ermöglichten die Beschlagnahme ihres Vermögens.
  • Prunkvoller Hof — hohe Ausgaben für Verwaltung, Beamte und Adel.

Zur Finanzierung führte Philipp IV. mehr als achtzig Währungsreformen durch. Seine Maßnahmen umfassten:

  • Verdünnung der Edelmetalle — höherer Anteil billiger Metalle in den Münzen.
  • Verkleinerung der Münzen — kleinere und leichtere Prägungen bei gleichem Nennwert.
  • Massenhafte Ausgabe — Fluten der Wirtschaft mit neuen Münzen, was Inflation anheizte.
  • Häufige Wertänderungen — anhaltende Unsicherheit auf den Märkten.
  • Erzwungene Annahme — Händler mussten Münzen zum offiziellen Wert akzeptieren.

Das Problem heutiger elektronischer Gelder

Das Kernproblem moderner elektronischer Gelder ist ihre leichte Kopierbarkeit. Ein Vergleich: Halte ich eine Goldmünze und schenke sie einem Freund, ist der Eigentümer klar — wer sie physisch hält. Die Münze kann oft den Besitzer wechseln, doch Eigentümer ist stets der physische Inhaber.

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